Hallo Herrschaften,
ich
bin's - die Sammy, eine 10jährige Katzendame ohne prominenten
Stammbaum, eine getigerte Schönheit mit weißen Söckchen und weißem
Bauch, außerdem die heimliche Chefin im Haus.
Gerne will ich Euch
meine Geschichten erzählen, die von Umwegen und Abenteuern handeln und
vielleicht manches Schmunzeln verursacht; aber wehe, es lacht mich
jemand aus, da bin ich nämlich etwas empfindlich *schnurr*
Im Mai
2002 purzelte ich also mit 3 Geschwistern ins Leben und durfte mich 3
Monate einer wunderbaren Kinderstube erfreuen; eines Tages kam ein uns
fremder Dosenöffner, nahm mich und meine Geschwister genauestens unter
die Lupe - eine unangenehme Sache, sag ich Euch, denn so als kleines
Kätzchen ist man noch ziemlich hilflos; leider half mir mein
'Ich-bin-nicht-da-Trick' auch nicht, denn ehe ich wußte, was los ist,
steckte man mich in eine komische Box, dann ging es schaukelnder Weise
in einem ständig brummenden Blechtier in ein neues Zuhause.
Dort
angekommen wurde ich ziemlich rüpelhaft von einem Artgenossen namens
Tiger begrüsst, der nicht wirklich begeistert schien, zukünftig seinen
Platz mit mir zu teilen und sehr deutlich zeigte, daß er mich
bestenfalls duldet. Dabei war dieser arrogante Katzenschnösel gerade mal
1 Monat älter als ich, aber irgendwie hatte er mich vom ersten Tag an
auf dem Kieker; ständig war ich auf der Hut vor ihm, denn er kühlte
allzu gerne sein Mütchen an mir.Wir haben uns zwar zusammengerauft, aber
richtig entspannt hat sich unser Verhältnis bis heute nie.
Mit 7
Monaten fühlte ich mich von jetzt auf gleich sehr merkwürdig, mein
Mensch nannte es 'rollig'. Plötzlich zeigte Tiger ein starkes Interesse
an mir, schnüffelte ständig an mir herum, bevorzugt an meinem
Hinterlader, außerdem versuchte er mich zu allem Überfluss auch noch
ständig zu bespringen; allerdings stellte er sich dabei so dämlich an,
daß die Versuche bis auf weiteres folgenlos blieben. Die erste
Rolligkeit war bald vorbei, die alte Rivalität erwachte und Tiger
benutzte mich wieder als Punchingball. Nach einiger Zeit kündigte sich
diese merkwürdige Rolligkeit erneut an, ich war wieder ziemlich durch
den Wind und Tiger, wie beim ersten Mal, sehr interessiert an mir. Das
Bespringen unterließ er auch diesmal nicht, so kam, was kommen sollte,
ich wurde stolze Mama von 3 schnuckeligen Katzenbabys, die mir bald
genauso auf der Nase rumtanzen sollten, wie ihr Herr Papa.
Meine 3
kleinen Jungs waren bald aus dem Gröbsten raus und selbstständig,
deshalb konnte ich wieder prima meine eigenen Wege verfolgen, zumal die
Kleinen bei uns bleiben durften; so hieß es mein Zuhause und den großen
Garten mit 4 Katern teilen zu müssen, meine Begeisterung hielt sich
verständlerweise in Grenzen. Nun verteilte Tiger seine
'Aufmerksamkeiten' auch an unseren gemeinsamen Nachwuchs, manchmal taten
mir die Jungs fast ein wenig leid, andrerseits war ich nun nicht mehr
ständig in der Schußlinie.
Eines Tages geriet ich dann aber doch
wieder in Tiger's Fänge, selbstverständlich nicht, ohne meine
Panikschreie durch die Gegend hallen zu lassen, die vermutlich noch 2
Strassen weiter sämtlichen Kumpels, das Blut in den Adern gefrieren
ließ. Doch da geschah etwas sehr Erstaunliches.
Auf dem
Nachbargrundstück lebte damals ein imposanter, schwarzer Artgenosse, der
Tiger schon diverse Male spüren ließ, wer der Chef im Ring ist, was ihm
einerseits gehörigen Respekt und andererseits meine heimliche
Bewunderung einbrachte. Dieser tolle Hecht kam an diesem Tag wie ein
geölter Blitz angesaust, stürzte sich auf meinen Peiniger, der
vergeblich das Weite suchte und wies Tiger erneut in seine Schranken.
Von diesem Tag an waren diese schwarze Schönheit 'Dante' und ich die
dicksten Freunde. Wir trafen uns regelmässig im Garten, wobei ich
natürlich auch seine Dosine kennenlernte und ein klitzekleines bisschen
neidisch wurde, denn er genoß ein Dasein als Einzelprinz, war also
entsprechend verwöhnt und mußte die Streicheleinheiten mit niemand
teilen.
So ein schönes Plätzchen würde mir auch gefallen, darüber
habe ich viel gegrübelt in diesen Tagen und mir die Frage gestellt, wie
ich es bewerkstelligen könnte, bei meinem Freund Dante und seiner Dosine
einzuziehen. Wie Ihr wisst sind Katzen ziemlich schlau, deshalb sollte
es eine Kleinigkeit für mich werden, diesen Plan umzusetzen und so wagte
ich erste Vorstösse.... so trieb ich mich von nun an regelmässig in der
Nähe meines Beschützers und seiner Dosine rum, die mir bei genauerem
Beäugen einen durchaus harmlosen, aber durchaus katzenverständigen
Eindruck machte.
Ihr müsst wissen, Menschen gegenüber war ich immer
etwas scheu und zurückhaltend, Katze weiß ja zu Anfang nie genau, wie
diese Zweibeiner ticken. Die Dosine von meinem Freund machte jedoch
einen netten Eindruck und bedachte mich sogar mit liebevollen
Schnalzlauten wenn sie mich sah und konnte fast so gut schnurren wie
ich, was mich schwer beeindruckte und mir nach und nach die Scheu nahm.
So kam es, daß ich nach einigen Wochen des Beobachtens und Abwägens
einfach wie selbstverständlich im Schlepptau meines Freundes Dante mit
in dessen Behausung schläppelte, natürlich darauf vorbereitet, direkt
wieder vor die Tür gesetzt zu werden. Wie groß war meine Überraschung
und die Freude, daß mir stattdessen ein lecker gefüllter Napf vorgesetzt
wurde, den ich Seite an Seite mit meinem Kumpel und Beschützer
gemütlich leer putzen konnte.
Ob das ein einmaliger Genuss bleiben
sollte? Ich beschloss es herauszufinden, wozu hat man schließlich seine
Tricks auf Lager.... folglich zündete ich Phase 2 meines Plans und
erschien in den kommenden Tagen regelmässig am Nachmittag beim
Nachbarhaus und platzierte mich dabei wie zufällig in Sichtweise der
Haustür, selbstredend ohne aufdringlich zu wirken. Immer häufiger wurde
ich nun auf ein lecker Fresschen eingeladen, war mit der Entwicklung
mehr als zufrieden, auch wenn ich noch nicht endgültig am Ziel meiner
Träume war. Doch die Richtung stimmte, deshalb beschloß ich deutlichere
Signale zu setzen und testete bei nächster Gelegenheit die Sofaqualität
in meinem Wunschzuhause, rollte mich so klein wie möglich zusammen, in
der Annahme, so würde ich am wenigsten bemerkt. Natürlich blieb meine
Sofaattacke nicht lange unentdeckt, doch satt zu schimpfen oder mich gar
rauszuwerfen, setzte sich Dante's Frauchen zu mir, beschmuste mich und
nannte mich ein braves Katzenmädchen!! - endlich ein Zweibein, was meine
Qualitäten zu schätzen wußte, ich war mächtig stolz.
Außerdem nährte
es meine Hoffnung statt mit 4 Katern bald nur noch mit 1 Prachtexemplar
von Kater die Hütte teilen zu müssen. Stufe 3 meines ausgeklügelten
Vorhabens sah vor, meine Wunschdosi bei jedem Nachhausekommen persönlich
am Auto abzuholen, hatte ich doch schon vor geraumer Zeit gelernt, die
verschiedenen Motorengeräusche zu unterscheiden. Meine neueste Taktik
schien mächtig Eindruck zu machen, so wurde ich jedesmal mit netten
Worten bedacht, außerdem fielen reichlich Streicheleinheiten ab, ich
kann noch heute kaum genug bekommen. Meine Signale waren zu dieser Zeit
mehr als eindeutig, doch noch war unklar, was davon bei meiner
Wunschdosi ankam, deshalb war es aus meiner Sicht dringend notwendig,
endgültige Klarheit bei allen Beteiligten zu schaffen, was rückblickend
übrigens leichter als gedacht.
Bei nächster Gelegenheit holte ich
mein Wunschfrauchen also wieder am Auto ab, begleitete sie in die
Wohnung und rührte mich 3 Tage nicht vom Fleck - ha, was war ich genial,
denn letztendlich erzeilte ich damit wirklich den gewünschten Erfolg.
Irgendwann muß es ein Gespräch zwischen meiner heutigen Dosi und meinem
damaligen Herrchen gegeben haben, denn ich mußte mein neues
selbstgewähltes Zuhause nie wieder verlassen und fühle mich bis heute
pudelwohl hier. Ich geniesse die täglichen Spiel- und Schmusestunden mit
meinem Frauchen immer noch sehr und habe den Umzug nie bereut.
Übrigens
sind meine Söhnchen Fry und Lila zwischenzeitlich auch bei mir und
meiner Dosi eingezogen, einzig Tiger lebt noch bei unserem ehemaligen
Dosenöffner; er hat absolutes Hausverbot bei uns, macht uns allerdings
im Gelände bei jeder Gelegenheit das Leben schwer, dieser Schnösel; wir
sind nachwievor auf der Hut vor ihm, denn seine 'Schlägermentalität' als
Alpha-Tier hat sich noch immer nicht verloren. Glücklicherweise sind
unsere Grundstücke sehr weitläufig, wir können uns also weitgehend aus
dem Weg gehen........
Leider lebt mein Freund und Beschützer
Dante inzwischen seit einigen Jahren im Regenbogenland, dort spielt er
vermutlich mit meinem 3. Söhnchen, das im Alter von 2 Jahren schon über
die Regenbogenbrücke gehen mußte. Ich weiß genau, irgendwann sehen wir
uns wieder, aber bis dahin koste ich mein schönes Katzenleben
hemmungslos aus.